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        Kaum ein Grundstückseigentümer oder
        Gartenbesitzer wird auf die Idee verfallen, eine, oder gar mehrere Kopfweiden
        anzupflanzen, es sei denn, er hat ein größeres Grundstück, mit landwirtschaftlicher
        Nutzung. Dann jedoch wird er diese Kopfweiden  in späteren Jahren Pflegen müssen.
        Die eigentliche Pflege von Kopfweiden beschränkt sich hierbei auf das fachgerechte
        Köpfen der Weiden. 
         
        Kopfweiden, hierzu zählen die Silberweide und die Bruchweide, wurden in früheren
        Jahrhunderten aus wirtschaftlichen Gesichtpunkten angepflanzt. In regelmäßigen
        Abständen wurden bei den Weiden die Baumkrone geköpft, daher der Name Kopfweide. 
        
        
          
            Das
            dabei anfallende Material in Form von Ruten wurde vielfach in der Korbflechterei, zur
            Herstellung von Weidezäunen, zur Fertigung von Gerätestielen, in Verbindung mit Lehm als
            Wandfüllung im Fachwerkbau und letztendlich auch als Brennholz verwendet.  
             
            Im Fachwerkbau fachte man die Felder häufig aus, in dem man in Abständen von cirka 20 cm
            Äste senkrecht einklemmte, dann dünne und biegsame Ruten waagerecht einflocht. Das so
            geschaffene Flechtwerk wurde dann mit Lehm, bzw. einem Gemisch aus Lehm und Stroh
            verputzt. Diese Tätigkeit des Einflechtens wurde als Einwinden bezeichnet. Die
            Zimmerleute wanden die Ruten waagerecht durch die senkrechten Ruten hindurch. Aus
            "Einwinden" und "wanden" wurde später der Begriff Wand geprägt und
            fand als gebräuchliches Umgangswort Einzug in den Duden.  | 
              
            Kopfweidenpflege auf der Insel
            Poel. | 
           
         
        Je nach gewünschter Stärke der benötigten Ruten,
        erfolgte dieses Köpfen der Weiden in Abständen von 1 bis 5 Jahren, für die Herstellung
        von Korbwaren in der Regel in Abständen von 1 bis 2 Jahren. Für die Herstellung von
        Kiepen und Körben wurden häufiger die Triebe der Silberweide verwendet. Für
        Gebrauchsgegenstände, wie Wiegen und Korbsessel, zog man die Ruten der Bruchweide vor, da
        diese gegenüber der Silberweide eine höhere Elastizität besitzen. Für anspruchsvollere
        Flechtarbeiten wurden die Ruten vorher geschält, bekannt unter dem Namen Weißkorbwaren. 
        
          
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            Besonders ältere
            Kopfweiden neigen zum Ausfaulen des Stammes. In den so auf natürlicher Weise entstehenden
            Hohl- räumen, fühlen sich neben verschiedenen Singvogelarten, wie Weidenmeise,
            Grauschnäpper und Gartenrotschwanz auch Fledermäuse, Steinkauz, Hohltaube und
            Siebenschläfer recht wohl. 
            Hinzu kommen eine Vielzahl von heimischen Insektenarten, nicht umsonst zählt die Weide zu
            den insektenreichsten Baumarten Mitteleuropas. Im Interesse des Naturschutzes und zum
            Erhalt der Artenvielfalt, wird der Kopfweidenpflege besondere Bedeutung beigemessen. | 
           
         
        Werden ältere Kopfweiden nicht mehr durch Köpfen in
        regelmäßigen Abständen von einigen Jahren gepflegt, würden die Köpfe der Weiden mit
        der Zeit so viel an Gewicht zulegen, dass ein Auseinanderbrechen der Stämme
        unausweichlich wäre. Um dieses Auseinanderbrechen der Weiden zu verhindern, hilft nur ein
        regelmäßiger und radikaler Rückschnitt sämtlicher neuen Triebe in Abständen von 3 bis
        5 Jahren. 
        
          
            | Neben der Bedeutung für
            den Naturschutz, spielt die Weide auch aus der Sichtweise des Landschaftsbaus eine
            bedeutende Rolle. Eigentlich wenig verwunderlich, sind doch viele Landstriche geprägt von
            älteren Kopfweidenbeständen. Da Weiden am besten in Ökosystemen mit hohem
            Grundwasserspiegel, sowie hohen Nährstoffeintrag gedeihen, wurden sie oftmals in feuchten
            Niederungen, oder an Ufern von Gräben, Teichen, Seen, Flüssen und Bächen gepflanzt.  | 
              
            Kopfweidenpflege, hier auf der
            Ostseeinsel Poel | 
           
         
        Das zu starker Verwurzelung neigende Wurzelwerk von
        Bruchweide und Silberweide, gab und gibt auch heute noch wenig befestigten Ufern einen
        zusätzlichen halt. Doch auch an so manchem Feldweg bilden Kopfweiden ein eindrucksvolles
        Spalier. 
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